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Smartphones kosten im Schnitt 352€ - ist das notwendig?

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Vergangene Woche ist mein Handy kaputt gegangen. Nicht in der Schutzhülle gehabt und 1x hingefallen -> Display komplett kaputt, Handy nicht mehr zu gebrauchen. Da das Geld gerade knapp ist habe ich mich im Internet informiert, einige Testberichte gelesen, Daten verglichen und schlussendlich ein Billig-Smartphone gekauft.

Nach ein paar Tagen mit dem chinesischen Billigheimner das Fazit:  bin zufrieden damit.

Leistung stimmt, angenehme Größe, Akkulaufzeit topp, flexibel erweiterbar mit zwei SIM-Karten und zusätzlichem Speicher - ich vermisse nichts und freue mich über mein Schnäppchen - und ernte dennoch dafür hi und da abfällige Bemerkungen und bemitleidende Blicke, weil ich kein Topp-Smartphone der neusten Generation besitze.

Doch was muss ein Handy heutzutage kosten?

 

 

Welches Handy muss es sein?

Aufgrund meiner Arbeit bekomme ich immer mit, welche Modelle gerade neu rausgekommen sind und was "IN" ist.

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Bildquelle: Pixabay.com

Offensichtlich immer sehr begehrenswerte Geräte sind die aktuellen Modelle von Samsung und Apple. Das Topmodell Samsung Galaxy S9+ kostet um 700€, das iPhone XS Max gar 1.200€ (in Worten:  Tausendzweihundert Euro).

 

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Das ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Zum Einen hält man hier (nicht selten auch als Jugendlicher) den Gegenwert eines Autos in der Hand. Mein letztes hat genau 1.000€ gekostet und mich über 3 Jahre Studienzeit sowie 160.000 KM begleitet - inkl. Urlaubsreisen nach Ungarn sowie Kroatien.

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Erstaunlich auch, weil bei vielen Menschen alle ein bis spätestens zwei Jahre ein neues Smartphone her muss. Entweder weil es immer das neueste sein muss (1 - 2 Jahre entspricht genau dem Produktlebenszyklus eines Smartphones, dann bringt der Hersteller i.d.R. das neue Modell heraus) oder das "alte" Smartphone ist bis dahin kaputt. Ich selbst bin da irgendwie keine Ausnahme, mein "altes" hat recht genau ein Jahr gehalten. Das davor allerdings mit rund 4 Jahren ungewöhnlich lang. Das ist zwar ärgerlich, wenn ein Gerät nach so kurzer Zeit schon den Geist aufgibt, aber in meinem Fall nicht ganz so dramatisch denn beide Handys haben weniger als 100€ gekostet - und genau das ist auch der Hauptgrund für die eingangs erwähnte Herabwürdigung anderer Leute. Nicht etwa die Leistung oder Ausstattung, sondern alleine die Tatsache, dass das Handy nicht teuer war, denn „Es gibt kein anderes Gerät, das sich die Deutschen mehr kosten lassen als das Smartphone“ (Achim Berg, Präsident von Bitkom.org).

 

Was kostet ein Handy im Schnitt?

Laut einer Studie von Bitkom aus dem Vorjahr bezahlen wir im Durchschnitt 352€ für ein Handy. Und damit hat man dann ein Mittelklassegerät.

Für ein Phablet (Top-Gerät mit idR größerem Display um die 6") geben wir gar 625€ durchschnittlich aus.

Gepaart mit der Tatsache, dass acht von zehn Menschen in Deutschland ein Smartphone nutzen entsteht ein Milliardengeschäft.

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Bildquelle:  Bitkom.org / 30-Milliarden-Markt rund um das Smartphone

Dieses Geschäft lässt sich natürlich nur aufrecht erhalten oder gar steigern, wenn man sich auch Jahr um Jahr ein neues Smartphone kauft und die Preise dafür auch immer weiter ansteigen.

 

Wozu braucht man ein teures Handy?

Vergleicht man teure und billige Handys fallen direkt Unterschiede bei den Leistungs- und Ausstattungskriterien auf, z.B. Prozessorgeschwindigkeit, Arbeitsspeicher, Geschwindigkeit des internen Speichers, Grafikeinheit, Auflösung der Kamera und des Displays sowie auch die Verarbeitung.

Topp Handys haben mittlerweile Leistungsmerkmale vergleichbar mit billigen Laptops / Netbooks, die verbauten Kameras eine nominelle Auflösung wie bei Spiegelreflexkameras.

Schon irgendwie cool, das sowas technisch möglich ist und in ein so kleines Gerät passt - doch wer nutzt das eigentlich?

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Bildquelle:  lead-digital.de - Text me if you can

Die überwiegende Mehrheit jedenfalls nicht, denn News lesen, surfen, Facebook und Whatsapp, Musik hören oder Youtube Clips schauen sind allesamt Anwendungsfälle, welches jedes 0815-Handy der letzten 5 Jahre ganz locker nebenher meistert.

Die Verarbeitungsqualität ist bei teuren Handys natürlich besser. Das Gehäuse ist oft aus Metall (Aluminium, Edelstahl), das Glas bruchsicherer. Doch wenn man sein Handy in einer Schutzhülle hat, was man eigentlich eh tun sollte, sind Kratzer oder gar zerstörte Displays in der Regel kein Problem. Naja, wenn man 1.000€ für ein Handy ausgibt will man natürlich auch, dass jeder sieht, dass man 1.000€ ausgegeben hat - und kann deswegen sein Handy nicht in einer Hülle "verstecken". Von daher müssen solche Geräte auch einfach stabiler gebaut sein.

Totschlagkriterium Kamera:  Wenn ich auf Arbeit frage, wieso sich jemand ein so teures Samsung gekauft hat obwohl die Ausstattung vergleichbar ist mit meinem Billighandy kommt als Totschlagargument immer "Schau mal die Kamera, hat 20 Megapixel und eingebaute Verschönerungsfilter."

Ja, stimmt, meine Handykamera hat "nur" 8 Megapixel. Aber mal nüchtern betrachtet:

  1. rechtfertigt die Kamera als alleiniges Argument meiner Meinung nach nicht diesen enormen Preisunterschied
  2. die Handykamera nutze ich für Schnappschüsse unterwegs. Wenn ich gute Bilder machen möchte benutze ich meine ~180€ teure Digicam - und die macht dank "richtigem" Bildsensor sowie optischem 12-fach Zoom auch gleich tausendmal bessere Bilder als jede Smartphone-Kamera. Trotz ebenfalls nur 8 Megapixeln.
  3. hat die bloße Anzahl der Pixel rein garnichts mit der Qualität der Aufnahmen zu tun, es besagt lediglich, mit wievielen einzelnen Bildpünktchen ein Foto gespeichert wird. Will man im Nachgang ein Foto stark vergrößern oder ohne Qualitätsverlust als Plakat ausdrucken, ist eine hohe Auflösung erforderlich. Für einen Ausdruck in A5 Format in hoher Druckqualität (300dpi) z.B. werden 10 MP benötigt. Jedoch gilt bei Kameraobjektiven in diesem Zusammenhang Megapixel: Qualität vor Quantität

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Bildquelle:  digitalfotografie.de - Digitalkameras und Megapixel – wie viele brauchen S(s)ie wirklich?

 

Wenn das Kaufargument weder Ausstattung noch Verarbeitung oder Fotoqualität sind bleibt wohl oft doch nur der Angeber- ähm stopp, der Prestige-Faktor.

 

Welche preiswerten Alternativen gibt es?

Eine Alternative sind sicher gebrauchte Geräte, verkauft von Leuten, die eben ständig das neueste Modell besitzen wollen. Doch gut erhaltene gebrauchte haben oft noch immer einen recht hohen Preis, denn auch mit einem iPhone 8 kann man noch vortrefflich angeben eben weil jeder weiß, dass das selbst gebraucht noch viel zu teuer ist.

Außerdem weiß man bei gebrauchten Modellen nie, wie lange die noch halten. Der Akku macht zwangsläufig irgendwann schlapp und bei vielen Handymodellen kann der nicht einfach so getauscht werden da er fest verbaut ist. Oder irgendeine Lötstelle intern bricht (passiert recht häufig einfach so nach ein paar Jahren Benutzung), oder die wenigen mechanischen Tasten sind kaputt. Ebenso ein häufiges Problem:  durch die Notwendigkeit, sein Handy täglich aufzuladen ist die USB-Buchse oft ausgeleiert. Geht die kaputt, kann das Handy nicht mehr aufgeladen werden. Zu alldem komt noch hinzu, dass das Betriebssystem oft veraltet ist und keine neuen Updates mehr bereitgestellt werden.

In dem Wissen, dass auch teure Smartphones nicht mehr für die Nutzung mehrerer Jahre entwickelt werden und Handys allgemein als 2-Jahres-Wegwerfprodukt einzustufen sind halte ich die Variante der Billighandys für deutlich sinnvoller, zumindest wenn man, wie ich und die Mehrheit der Leute (s. Statistikgrafik oben), zu den Standartbenutzern gehören, die mit dem Handy weder leistungshungrige Spiele zocken noch Fotografie betreiben.

 

Was mir persönlich bei einem Handy wichtig ist:

  • ohne Vertrag:  Handys, die mit Vertrag kommen werden faktisch über eine Ratenzahlung finanziert wobei der Handypreis hierbei immer deutlich über dem liegt, was man für das Gerät alleine + den reinen Handytarif zahlen würde (Handy über Vertrag ist hauptsächlich interessant für Jugendliche, die ein 1.000€-Handy "brauchen", es sich aber vom Taschengeld nicht leisten können und so über mehrere Jahre abbezahlen).
  • die Displaygröße: Das Display muss groß und gut lesbar sein, aber trotzdem noch handlich, dass man es einstecken kann -> 5,0" ist für mich perfekt
  • Arbeitsspeicher (Ram):  2 GB Minimum. Weniger verlangsamt das Handy beim Surfen oder wenn mehrere Apps parallel geöffnet sind
  • Prozessor (CPU):  mittlerweile vernachlässigbar da selbst in billigen Handys Quadcore-Modelle mit 1,3 GHz oder mehr arbeiten.
  • Betriebssystem:  wenn man mal Apple-Produkte und Exoten wie Blackberry und Windows-Phones außen vor lässt nutzen die Smartphones aller anderen Hersteller als Betriebssystem Android von Google, weswegen Bedienung, Aussehen und Funktionsumfang bei fast allen Handys nahezu identisch ist. Hier achte ich lediglich auf die Version, Android 7.0 oder neuer. Ältere Versionen sind langsam und anfällig
  • Flexibilität:  austauschbarer Akku (für den Fall eines Defekts oder wenn man das Handy doch länger als ein, zwei Jahre nutzt), zwei SIM-Karten (anstatt eines separaten Diensthandys nutze ich eine zweite SIM mit anderer Nummer rein für Dienstzwecke, die kann auch nach Dienstschluss deaktiviert werden), Speicher-Erweiterung per Micro-SD-Karte möglich (entweder man erkauft sich einen großen internen Handyspeicher mit einem hohen Handypreis, oder man erweitert den Speicher mit Micro-SD-Karten, und sie sind spottbillig).
  • Der Rest, der irgendwie wichtig ist wie z.B. WLan, GPS, Bluetooth etc. gehört in allen Preiskategorien zum Standard

 

Mit diesen Anforderungen kann man sich  nun gut einen preislichen Überblick verschaffen, ich nutze hierzu immer Geizhals.de (Preissuchmaschine) da man dort bei allen Kategorien immer eine sehr detaillierte Vorauswahl treffen kann, indem man Häckchen bei Produkteigenschaften setzt, die einem wichtig sind - und Geizhals dann alles andere filtert und garnicht erst anzeigt.

Beispiel:  hier habe ich genau das mit Häkchen ausgewählt wie obenm beschrieben -> Smartphone ohne Vertrag, Display 5,0", Ram ab 2GB, Android ab 7.0 @ Geizhals.de

Rausgekommen ist (Stand 12.10.2018) das "Leagoo Kiikaa Power" für 60€ (aktuell zum heutigen Tag sogar nur noch 42,95€)

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Was taugen Billighandys?

Tja, das ist immer so eine Sache mit generell allen Dingen, die aus China stammen.

Vieles ist einfach nur billiger Schrott in schlechter Qualität und auch ein Blick ins Datenblatt verrät - rein garnichts da die Angaben oft schlicht erlogen und ausgedacht sind.

Vier Beispiele aus der eigenen Erfahrung:

  1. 70€ China-Kettensäge
  2. Helo 13/102 Garten Häcksler
  3. Rückspülfilter mit viel zu geringem Durchfluss
  4. Baustrahler - 8 von 20 nach nur 3 Monaten kaputt

Während wir bei den aufgelisteten Werkzeugen auf keinerlei Erfahrungsberichte von anderen Leuten setzen konnten da es schlichtweg keine gab sieht das bei Handys anders aus,

hier gibt es mittlerweile eine richtige Fangemeinde, die gute und günstige Handys favorisiert und mittels ausführlicher Tests und Berichte verlässlich die Schrottteile entlarvt sowie lohnende Preisknüller empfiehlt.

Hierzu sind zwei Webseiten als allererste Anlaufstelle zu nennen:

Chinahandys.net

Chinamobilmag.de

Hier sollte man sich vor dem Kauf eines Billighandys informieren, wie die Testung ausgefallen ist. Existiert zu dem gesuchten Modell noch kein Testbericht - lieber die Finger weg lassen.

 

mein Fazit

Wenn man ein Smartphone nicht als vollwertigen PC- und Zocker-Ersatz nutzt sondern als Telefon mit vielen nützlichen Extras und Internetanbindung sowie Kamera für Schnappschüsse sollte man sich ruhig überlegen, ob man 352€ oder mehr dafür ausgeben muss. Voraussichtlich alle zwei Jahre aufs Neue wohlgemerkt.

Natürlich darf man von einem 60€ Handy keine Qualitätswunder erwarten, andererseits ist es dann auch eher verkraftbar, wenn das Teil mal blöd runterfällt und kaputt geht.

 

 

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