Zu Anfang sind mir immer wieder kryptische Begriffe um die Ohren geflogen: Schutzgas, MIG, TIG, Elektroden, Fluxschweißen, MMA, E-Hand, ...
OK, es gibt also verschiedene Schweißverfahren. Doch welche nimmt man nun als Anfänger? Oder: welche benötige ich nun für mich? Um das heraus zu finden eine kurze Übersicht der Schweißarten und Begrifflichkeiten:
MIG / MAG:
Die beiden Schweißverfahren MIG und MAG gehören zu den Schutzgasschweißverfahren.
Geschweißt wird mit einem Schweißdraht von der Rolle, der am Schweißpunkt mit einem nicht-brennbaren (Schutz-)Gas umströmt wird um die Umgebungsluft zu verdrängen. Zweck: beim Schweißen reagieren Metall + Schweißdraht mit der Luft und es bildet sich Schlacke, die Schweißnaht wird unschön. Innerhalb der Schutzgasatmosphäre passiert das nicht. Zu den gängigsten Schutzgasverfahren zählen MIG (Metall-Inertgasschweißens) mit inerten Gasen, also solchen, die keine Reaktion mit der Schmelze eingehen, und MAG (Metall-Aktivgasschweißen) mit reaktionsfreudigen Gasen, die gewünschte, chemische Reaktionen bewirken.
Vorteile:
- saubere Schweißnähte
- schweißen "am Stück" möglich (Elektroden z.B. verbrauchen sich relativ schnell, man muss unterbrechen)
- als Ungeübter hat man schnell gute Ergebnisse
Nachteile:
- Schweißgeräte sind teurer als z.B. Elektrodenschweißgeräte oder Fülldrahtschweißgeräte
- Gas (Gasflasche) wird benötigt = teuer + schwer, man ist unflexibel wenn man das Schweißgerät mobil benutzen möchte
- nicht für draussen geeignet: an der frischen Luft wird das Schutzgas verweht
Zum MIG-Schweißen wird oft Argon oder Helium benutzt, zum MAG-Schweißen wird meist ein Gasgemisch aus CO2 und Argon benutzt, welches als "Mischgas" oder auch "Corgon " bezeichnet wird. Zum Gas (Arten, Preise, Beschaffung, Pfandsystem) später noch mehr
WIG / TIG
Das WIG Schweissen gilt als zeitaufwändiges, eher schwierig zu erlernendes, aber präzises Schweissverfahren mit hoher Qualität und steht für “Wolfram Inert Gas“.
Beim WIG-Schweißen brennt ein elektrischer Lichtbogen zwischen dem Werkstück und einer Elektrode aus Wolfram. Im Gegensatz zu anderen Lichtbogenverfahren schmilzt die beim WIG-Schweißen verwendete Elektrode aufgrund des hohen Schmelzpunktes von Wolfram nicht ab. Der Zusatzwerkstoff wird in Form von Drähten oder Stäben in den Lichtbogen gehalten und so geschmolzen.
TIG ist lediglich die englische Übersetzung für WIG (Tungsten Inert Gas).
Vorteile:
- ergibt die saubersten Schweißnähte, gerade im Sichtbereich (z.B. Geländer) ideal
Nachteile:
- schwer zu erlernen
- Schweißgeräte vergleichsweise teuer
- das Schweißen geht eher langsam
Elektrodenschweißen / E-Hand / MMA
Alle drei Begriffe meinen dasselbe: das Elektroschweißen mit Hilfe einer Stabelektrode. Es ist älteste, einfachste und weltweit verbreiteste Form des Schweißens.
Bei diesem Schweißverfahren brennt ein Lichtbogen zwischen dem Werkstück und einer Elektrode, die dabei abschmilzt und somit gleichzeitig als Zusatzwerkstoff dient. Es werden Stabelektroden verwendet, deren Umhüllung beim Schmelzen abbrennt und dabei Schutzgase und Schlacke bildet, die die Schmelze vor chemischen Reaktionen mit der Umgebungsluft schützen.
Vorteile:
- einfach zu erlernen
- technisch unkompliziert
- Schweißgeräte gibt es bereits sehr günstig
- windunempfindlich, kann auch draussen benutzt werden
- durch die schmale, lange Bauform der Elektroden kann man auch enge Stellen erreichen, wo man mit einem MIG-Brenner nicht mehr hin kommt
Nachteile:
- vergleichsweise eher unschöne Schweißnähte
- Dämpfe und Rauch sind gesundheitsschädlich, man sollte deshalb nicht in geschlossenen Räumen oder aber mit Abzug arbeiten
- Elektroden können feucht werden und funktionieren dann nicht mehr
Fülldrahtschweißen / Flux / Fluxcore
Auch hier meinen wieder alle Begriffe dasselbe, "Fluxcore welding" ist die englische Bezeichnung für "Fülldrahtschweißen".
Beim Fülldrahtschweißen wird ein spezieller Schweißdraht verwendet, der eine Alternative zum normalen Massivdraht darstellt. Er besteht aus einem metallischen Mantel, der mit Pulver gefüllt ist.
Ähnlich wie bei einer Stabelektrode sorgt das Pulver für eine Schutzatmosphäre, sodass eine Gasflasche überflüssig wird.
Fülldrahtschweißen ist bestens für Arbeiten im Freien unter widrigen Umständen (zum Beispiel starker Wind) geeignet, wo der selbstschützende Fülldraht seine Stärken voll ausspielen kann.
Zum Fülldrahtschweißen eignen sich spezielle Fülldraht-Schweißgeräte, aber auch Schutzgasschweißgeräte (MIG/ MAG).
Vorteile:
- einfach zu erlernen. ähnlich MIG / MAG
- Schweißgeräte gibt es bereits sehr günstig, z.B. von Parkside / Lidl für 99€
- windunempfindlich, kann auch draussen benutzt werden
Nachteile:
- vergleichsweise viele Spritzer, daher eher nicht für schöne Sichtflächen geeignet, jedoch besser als beim Elektrodenschweißen
- Fülldraht ist deutlich teurer als normaler Massivdraht
- Dämpfe und Rauch sind gesundheitsschädlich, man sollte deshalb nicht in geschlossenen Räumen arbeiten oder mit Abzug
Geeignete Schweißverfahren für den Anfänger - mein Zwischenfazit:
- Als Einsteiger wollte ich nicht gleich mit dem schwierigen WIG/TIG Verfahren beginnen, also schied das schonmal aus.
- Ich wollte die Möglichkeit haben, draussen zu schweißen, mal ein Gartentor oder Zaunpfosten, am Rasenmäher oder Holder Minitraktor -> also Elektrode oder Fülldraht
- Und ich wollte hauptsächlich in der Garagenwerkstatt schweißen, wo auch alle anderen Werkzeuge in Griffweite sind, zudem wollte ich auch saubere Schweißergebnisse hin bekommen -> also MIG/MAG
Doch was nun?
Tja, das ist eigentlich gar nicht so schwierig, denn es gibt eine ganze Reihe an Kombigeräten, die Schutzgas-Schweißgerät (MIG/MAG) und Elektroden vereinen. Und zudem: wenn das Gerät MIG/MAG kann dann kann es automatisch auch immer Fülldrahtschweißen.
Also habe ich mich für ein solches Kombigerät entschieden, mit dem ich einerseits in der Garage, also eher stationär, mit Schutzgas sauber arbeiten kann, aber auch ohne Gasflasche "unterwegs" arbeiten kann, mit Stabelektroden oder eben Fülldraht.
Mehr dazu im nächsten Abschnitt.