Im Handbuch unserer Wärmepumpe stolperte ich über den Begriff "VE Wasser / VDI Wasser".
Der Hersteller schreibt hier vor, dass die Heizungsanlage nicht mit normalem Leitungswasser betrieben werden darf sondern im Primärkreis (Solekreis, also die Erdwärmeleitungen)
sowie auch im Sekundärkreis (also der eigentliche Heizkreislauf inkl. Pufferspeicher, Heizkörper, Kaminofen und sämtlicher Leitungen) nur mit besagtem VE wasser betrieben werden dürfen.
Schluck. Was soll das sein?
Zu Hause im Internet war der Rechercheweg dann ungefähr wie folgt:
Wikipedia: alles Klar, VE Wasser ist demineralisiertes Wasser und "VE" steht für "Voll entsalzt". Und weiter?
SHK-Wissen: VE Wasser ist auch deionisiert und, was der wohl wichtigste Unterschied zu handelsüblichem destilliertem Wasser ist, es weißt eine geringere Leitfähigkeit auf. "VDI" steht für die VDI Norm 2035, die die Wasserqualität von Heizungsanlagen beschreibt. Alles klar, und wo gibt's sowas?
Lenntech: VE Wasser gibt es nicht irgendwo einfach so, sondern es muss quasi produziert werden mittels technischer / chemischer Verfahren.
Klingt erstmal kompliziert und sieht auch kompliziert aus. Also wo kann man das kaufen?
Zur Befüllung unserer Heizungsanlage benötigen wir überschlagen:
- 700 Liter für den Solekreislauf
- 1.500 Liter für den Pufferspeicher
- 100 Liter für die Heizkörper
- 100 Liter für den wasserführenden Kaminofen
- 100 Liter für Leitungen, Verteiler, Wärmepumpe
macht 2.500 Liter gesamt
Das wird einigermaßen schwer, diese Menge in 5-Liter Kanistern irgendwie zu kaufen.
Gefunden haben wir dann 1.000 Liter IPC Tanks für um 450€ / Stück zzgl. Fracht.
Eieiei, dann lieber doch einen Heizungsmonteur kommen lassen, der das benötigte Wasser vor Ort mittels mobiler Vollentsalzer-Anlage herstellen kann.
Oder?
Naja, wenn der Heizungsmensch das kann - wieso können wir das nicht auch selbst machen? Noch dazu, wo wir Heidi als Chemikerin haben? Angerufen - Fall geschildert - "Ich mach mich mal schlau" - eine Stunde später mehrere Mails mit Infos zur FIltertechnik und technischen Skizzen, wie sowas in klein / für den ambitionierten Privatmenschen aussehen kann.
Beim weiteren Stöbern sind wir dann auf die Firma AFT gestoßen, die vertreiben alles, was zum Thema VE Wasser gehört. Von Großanlagen und solche für Heizungstechniker bis zu, und jetzt wird's interessant, für Privatleute. Denn: wenn man seine Heizungsanlage mit VE Wasser betreibt und man diese von Zeit zu Zeit auffüllen muss dann folgerichtig nicht mit Leitungswasser, sondern auch das Nachfüllen muss / sollte mit VE Wasser geschehen. Und genau dafür bietet AFT kleine, bezahlbare Lösungen an (um 300€).
Bildquelle + Produktlink: Heizungswasser HWN 10 PRO - Nachspeise-Komplettsystem mit Meßung von AFT
Vom Prinzip her besteht so eine Anlage aus einem 10" Filtersystem mit speziellen Kartuschen die mit einem speziellen Harz gefüllt sind, sog. Mischbettharz. Daran angeschlossenes Leitungswasser fließt durch die Filterkartuschen mit Mischbettrharz, welche nun folgende Mineralien fast vollständig herausfiltern:
- Eisen
- Mangan
- Kupfer
- Sulfid
- Calciumcarbonat
- Kieselsäure
- Salze
- Blei
- Zink
- Nitrat
- Phosphat
- Ammonium
- Kohlensäure
- Silikat
Gleichzeitig sinkt die elektrische Leitfähigkeit auf 0 - 2 µS (unser Leitungswasser hat, der letzten Prüfung zufolge, ~450 µS). Dadurch wird Leitungswasser zu VE Wasser umgewandelt.
Prinzipiell kann eine solche Filteranlage nicht nur zum Nachfüllen benutzt werden sondern auch zur Erstbefüllung der Heizungsanlage. Die zwei Unterschiede zu einer großen Profianlage:
- eine einzelne Kartusche enthält rund 750ml Mischbettharz und ist ausreichend für 150 Liter VE Wasser -> man benötigt dementsprechend viele Kartuschen
- die Durchflussgeschwindigkeit ist begrenzt da das Wasser nur langsam an dem harz vorbeifließen darf, bei der Variante mit einer Kartusche sind das 2 Liter / Minute
Große Filteranlagen haben größere Filter, das Harz-Filterkartuschen müssen also nicht ständig gewechselt werden und es geht schneller. That's it.
Der Entschluss steht schnell: wir machen unser eigenes VE Wasser. Das spart jede Menge Geld bei der Erstbefüllung und wir haben dann auch gleich die passende Filteranlage wenn später mal nachgefüllt werden muss.
VE-Wasser selbst erzeugen:
Schlussendlich haben wir allerdings den Filter von AFT aus Einzelteilen "nachgebaut" für insgesamt rund 150€ - inklusive 10 Liter von deren Mischbettharz sowie originalem Durchflussbegrenzer mit integriertem Rückschlagventil , ohne fest verbaute digitale Messanzeige. Das Befüllen der gesamten Anlage dürfte damit dann rund 21 Stunden dauern, aber das ist dann leicht zu verschmerzen, wenn man dafür keine ~1.500€ für fertiges VE Wasser im Tank zahlen muss.
Hier unsere Stückliste zum Nachbauen:
*Transparenzhinweis: Wir sind Teilnehmer des Werbung-Partnerprogramms u.A. von Amazon, Aliexpress, eBay sowie Manomano und benutzen Affiliate Links in unseren Beiträgen zu Produkten, die wir getestet haben und selbst benutzen. Wenn Du darauf klickst kostet Dich das nichts extra aber wenn dadurch ein Kauf zustande kommt erhalten wir eine kleine Provision. Das hilft uns, die laufenden Serverkosten dieser Webseite zu bezahlen. Danke, für Deine Unterstützung 😀 |
10" Filtergehäuse mit 1/2" Gewindeanschlüssen, idealerweise inkl. Wandhalterung und Montagering-Werkzeug (wie auf dem Beispielbild)
Leerkartusche für 10" Filter zum Befüllen mit Mischbettharz
orig. Mischbettharz für VE-Wasser in unterschiedlichen Gebindegrößen @ AFT.de
-> 1 Liter Mischbettharz kann 125 - 150 Liter VE-Heizungswasser produzieren
Durchflussbegrenzer 2 L/min orig. @ AFT.de
Wasseruhr mit 1/2" Gewinde (gebraucht, ungeeicht bzw. Eichung abgelaufen ist völlig ausreichend) zum Zählen des Wassers, damit man das Mischbettharz rechtzeitig austauschen kann
Kugelhahn 1/2" vor der Filterinstallation zum Absperren des normalen Leitungswassers zum Austausch des Mischbettharzes
Absperrhahn 1/2" hinter der Filterinstallation zum "Abzapfen" des VE-Wassers
Schlauchkupplung mit 3/4" IG (= passend für Absperrhahn mit 1/2" Rohrgewinde)
Dichthanf im Spender zum Abdichten der Verschraubungen
Neo-Fermit zum Abdichten der Verschraubungen mit Dichthanf
Damit hätte man dann alle Teile zusammen, um sich eine kleine Filteranlage zum Herstellen von VE-Wasser zusammen zu bauen